Personalisierung – wann und wie?

Personalisierung bedeutet im Kontext von Mensch-Maschine-Schnittstellen, die Schnittstelle auf die persönlichen Bedürfnisse des Nutzers oder einer Nutzergruppe anzupassen. Das heißt, die Schnittstelle sieht nicht für alle Nutzer gleich aus, verhält sich für verschiedene Nutzer unterschiedlich oder bietet abhängig vom Nutzer andere Funktionen. Die Möglichkeit zur Anpassung des Systems durch den Nutzer ist eine der 10 Designprinzipien für nutzerfreundliche Gestaltung von Nielsen (1994). Doch an welcher Stelle ist eine Personalisierung sinnvoll und wie wird diese am besten gestaltet?

Im Normalfall ist Personalisierung mit Mehraufwand verbunden, weil Bedürfnisse einzelner Nutzer und Nutzergruppen detaillierter erfasst werden müssen und daraus für die [?] ein höherer Detaillierungsgrad folgt. Durch Personalisierung gibt es meistens auch mehrere Versionen des selben Systems. Bei sinkender Anzahl der Nutzer, auf die ein personalisiertes System ausgerichtet ist, steigt dafür der Grad der Übereinstimmung des Systems mit den Nutzerbedürfnissen und damit der effizienten Nutzung (Mohs, Naumann & Kindsmüller, 2007).

Die Frage lautet also: Wollen Sie viele Nutzer (von denen unter Umständen keiner so richtig zufrieden mit dem System ist) durch ein flexibles System oder optimale Passung des Systems auf die (vielleicht wenigen) Nutzer?

Personalisierung ist dann sinnvoll, wenn verschiedene Nutzergruppen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen oder Fähigkeiten mit ein und demselben System interagieren und somit kein System alle Bedürfnisse gleichzeitig befriedigen kann. Für Anfänger werden z.B. oft weniger Funktionalitäten benötigt als für Experten und vielleicht sogar ein anderes Vokabular. Für ältere Nutzer könnte es eine Version mit größerer Schrift oder größeren Icons geben, während sich bei einer solchen Version junge Nutzer auf den Arm genommen vorkämen. Die Gruppierung der Nutzer kann nach Vorwissen, Präferenzen oder anderen Eigenschaften geschehen. Innerhalb einer Gruppe sollten die Mitglieder möglichst homogen sein, sich von den anderen Gruppen möglichst stark unterscheiden. Lässt sich also Ihre Zielgruppe zu einer oder mehreren Gruppen zusammenfassen, die unterschiedliche Bedürfnisse hat, versuchen Sie nicht, alle innerhalb eines Systems unterzubringen. Um den Personalisierungsaufwand in einem angemessenen Rahmen zu halten, sollte eine allzu feingranulare Gliederung der Nutzer vermieden und nicht zu viele verschiedene Nutzergruppen angelegt werden.

Um die Bedürfnisse einzelner Nutzergruppen zu identifizieren, ist es meistens nicht hilfreich, Leute zu fragen, die diese Nutzergruppe gut kennen oder zu kennen meinen. Überlegen Sie sich, wie gut Ihre Mutter Sie kennt und wie Sie ihr letztes Weihnachtsgeschenk fanden. Es ist zumeist zielführender, Menschen zu befragen bzw. Wünsche derer zu erfassen, die der Zielgruppe sehr ähnlich sind bzw. ihr selbst angehören. Hat Ihr bester Freund viele Gemeinsamkeiten mit Ihnen, was Charakter, Hobby oder Temperament angeht, wäre er wohl der beste Berater für das nächste Weihnachtsgeschenk, oder?

 

Quellen

Mohs, C., Naumann, A., Kindsmüller, M.C. (2007). Mensch-Technik-Interaktion: intuitiv, erwartungskonform oder vertraut? MMI-interaktiv, 13(2007), 25-35.

Nielsen, J. (1994). Heuristic evaluation. In Usability inspection methods (pp. 25 – 62). New York: Wiley.

 

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